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Dass diese Partei bei einer der jüngsten Wahlumfragen, in diesem Fall durchgeführt von Forsa, auf vermeintlich 26 Prozent der Stimmen kam, sorgte quer durch die deutsche Medienlandschaft für große Aufregung und für jede Menge irreführende Überschriften. »Die Welt« titelte: »Umfrage-Schock für die Union – AfD erstmals bundesweit vor CDU/CSU«. Der Schweizer »Blick«: »Schlappe für CDU-Chef Merz: AfD baut Vorsprung auf Union in Umfrage aus«. Der »Merkur« behauptete: »AfD legt deutlich zu und wird stärkste Kraft«. Der »Nordkurier« titelte: »Rekord-Umfrage für die AfD: Merz-Regierung ohne Mehrheit«.

Die letzte Überschrift macht das ganze Elend des journalistischen Umgangs mit der Umfrageflut besonders deutlich: Selbstverständlich hat die »Merz-Regierung« eine Mehrheit, wenn sie dann irgendwann ihr Amt antritt. In Deutschland wird die Macht des Souveräns von einem Parlament ausgeübt, nicht von 2000 Personen, die Forsa oder Infratest zuletzt nach ihrer Meinung gefragt haben. Eine Mehrheit hat Merz also, solange die neue Koalition hält, nicht, bis eine Umfrage zu einem anderen Ergebnis kommt.

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Wenn man die Fehlerbalken bei der Forsa-Umfrage vom 29. April berücksichtigt, wird deutlich, dass Überschriften wie »baut Vorsprung aus« oder auch nur »AfD vor Union« nicht haltbar sind. Das Ergebnis inklusive Fehlerbalken erlaubt auch die Interpretation eines deutlichen Vorsprungs der Union gegenüber der AfD.

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Wie viele Unentschlossene gesagt haben, dass sie die Sonntagsfrage nicht beantworten können oder wollen, teilen die Umfrageinstitute nicht mit, die Prozentwerte in Wahlumfragen addieren sich stets zu 100 Prozent. Das ist grob irreführend, in den hochgerechneten 100 Prozent der Wählerschaft fehlen Millionen, die noch gar nicht wissen, wen sie beim nächsten Mal wählen wollen.

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Wenn die Union jetzt mit den bekannten, absolut untauglichen Methoden versuchen sollte, weiterhin der AfD fiktive Stimmen abzugraben, im Zweifel mit noch mehr Migrationspanik, dann ist das nicht gut fürs Land, sondern sehr schlecht. Aber gut für die AfD.

Der mit einer realen parlamentarischen, nicht demoskopischen Mehrheit ausgestatteten künftigen Regierung unter Friedrich Merz sei deshalb etwas mitgegeben, was die damalige »ZEIT«-Chefredakteurin Marion Gräfin Dönhoff bereits 1970 festhielt: »Die Regierung soll führen, also nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden und nicht aufgrund von Umfragen. Wir haben die Regierung gewählt, nicht die Demoskopen.«

  • Random_German_Name@feddit.org
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    19 hours ago

    Verstehe ich das richtig? Du sagst, dass Wähler von den Grünen zu den Linken gegangen sind und deswegen sind die Linken arrogant?

    • IceFoxX@lemm.ee
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      19 hours ago

      “uhh können alle zu uns wir sind so geil dass ist definitiv nicht weil die Grünen so verkackt haben und die Wähler nur keine Alternative sahen… Nein nein die kommen weil die uns lieben für die Linksextremisten (bekanntlich bei den linken). Die Zahlen sind stabil und steigern nur… Ist nicht so dass man jetzt die Zahlen von 2007 durch Glück man wieder erreicht hat nein definitiv nicht. Halten sich auch alle strickt ans gesetzt und achten die Demokratie… Die AfD hat definitiv keine Zuwanderung bzw das Rechte Spektrum… usw” ja Arroganz

      • Random_German_Name@feddit.org
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        18 hours ago

        Wir sind schon echt geil, aber klar, liegt auch am Versagen der Grünen.

        Mir ist das Gesetz übrigens scheiß egal. Wichtig sind mir das demokratische Prinzip, Freiheit, Gleichberechtigung und Geschwisterlichkeit.

        Wo bitte habe ich behauptet, die AfD hätte keinen Zuwachs? Bist du der Lesens mächtig, mein Bester?