• quarry_coerce248@discuss.tchncs.de
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    5 months ago

    Die Erklärungsversuche - außer MeToo - sind alle mangelhaft. Bildung erklärt den Unterschied nicht, denn der politische Graben liegt bei 30 Prozentpunkten, während nur 5 Prozentpunkte mehr Frauen auf Unis gehen. Social Media ist gleich völlig tautologisch, wenn da gesagt wird, dass sich Blasen selbst verstärken. Denn wie kommt es denn überhaupt, dass Frauen in linke Algorithmenblasen reinrutschen und Männer in rechte? Außerdem glaube ich das ganze nicht so recht, denn soweit ich weiß sind die Algorithmen alle so ausgelegt, dass sie einen früher oder später in rechte Kaninchenbauten locken und permanent empört und erregt halten wollen, und nicht dass sie einen zur Weltrevolution radikalisieren.

    • Sodis@feddit.de
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      5 months ago

      Ich denke, dass ein großer Teil der Ursache darin liegt, dass Feminismus dazu führt, dass Männer Privilegien verlieren, die sie früher hatten. Du konntest ein Arsch sein, deine Frau war von dir abhängig, weil sie kein eigenes Einkommen hatte. Du konntest dich auf einen guten Job bewerben und hattest nur Männer als Konkurrenz, weil Frauen solche Jobs nicht bekommen haben. Der komplette Datingmarkt ist durch Datingapps gerade so, dass Frauen dort zumindest Auswahl haben.
      Gleichzeitig wird das Männlichkeitsbild, welches einem zumindest in der Millenialgeneration als Kind noch vermittelt wurde, nicht mehr attraktiv. Der furchtlose, unemotionale Mann, der nie Schwächen zeigt, zieht nicht mehr. Medial wird das aber in vielen Produktionen nach wie vor noch so vermittelt. Man schaue sich den typischen Romcom-Plot an. Ich vermute, dass das zu bei vielen zu Orienteriungslosigkeit führt, da sie nicht wissen, was denn nun von ihnen erwartet wird. Deshalb rettet man sich in den Dünnschiss dieser Rattenfänger, die das Problem bei den Frauen suchen, statt bei einem selbst.
      Und die Vorteile des Feminismus für Männer schlagen auch noch nicht durch. Es ist ja zB auch eine Chance, dass man durch die Aufweichung der Klischeemännlichkeit zB leichter Therapie in Anspruch nimmt, weil das kein riesiges Taboo mehr ist.

      • flora_explora@beehaw.org
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        5 months ago

        Würde ich auch genauso sehen. Cis Männer stecken noch in den erlernten Denkweisen und sehen sich oft als Zentrum der Welt. Und das clasht jetzt mit dem, was feministische Bewegungen über die Jahrzehnte erstreiten konnten. Immer, wenn ich aus meiner vorwiegend flinta-queeren Bubble rauskomme und auf cis Männer stoße, bin ich jedes mal total baff, wie empathielos und selbstzentriert die doch durch die Welt schreiten können. Und von dieser Position, dass dir zusteht, dass andere Repro-Arbeit für dich leisten, deine Stimme mehr zählt als die von flintas, dir eher geglaubt und zugehört wird, dir Sex mit Frauen zusteht, etc, zu feministischen Inhalten zu gelangen, scheint mir wirklich sehr schwer. Diese Position/Denkweisen ist halt viel leichter in Einklang damit zu bringen, dass Frauen schuld sind und wieder hinter den Herd gehören. Andere konservative/rechte Inhalte kann man dann ja gleich mit servieren und jetzt sehnen sich also junge Männer danach, dass die Geschlechterverhältnisse wären wie früher. Die einzigen cis Männer, mit denen ich klarkomme, sind solche, sie ebenfalls Diskriminierung erfahren (haben) oder die anderweitig erleben mussten, dass sie nicht Zentrum der Welt sind. (Mir ist natürlich klar, dass die meisten cis Männer auch nicht denken, dass sie Zentrum der Welt wären. Dafür stehen sie viel zu sehr in Konkurrenz mit anderen Männern bzw müssen sich irgendwo in der Männer-Hierarchie einordnen. Was ich damit meine ist halt diese oft sehr selbstzentrierte, empathielose und auf den eigenen Vorteil blickende Art, die ich bei dem Großteil von cis Männern beobachte.)

    • gapbetweenus@feddit.de
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      5 months ago

      Meiner begrenzten Erfahrung nach sind Frauen oft empathischer als Männer, vielleicht weil sie früher oder überhaupt lernen ihre Gefühle zu reflektieren.

      • Random_German_Name@feddit.de
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        5 months ago

        Es gibt auch Studien, die implizieren, dass Genetik einen Einfluss auf die politische Orientierung haben kann

        https://de.in-mind.org/article/rechts-oder-links-wie-gene-unsere-politische-orientierung-beeinflussen

        Verschiedene [ verhaltensgenetische Studien] haben konsistent gezeigt, dass Unterschiede zwischen Personen in spezifischen politischen Meinungen (z.B. Einstellung gegenüber Atomenergie) und sogar im Verhalten (z.B. Wählen zu gehen oder nicht) genetisch beeinflusst sind.

        Genetische Faktoren erklären etwa 20% bis 70% solcher zwischenmenschlicher Unterschiede (Alford, Funk, & Hibbing, 2005; Fowler & Schreiber, 2008). Inzwischen haben verschiedene [ molekulargenetische Studien] Zusammenhänge zwischen chromosomalen Regionen und politischen Orientierungen aufgedeckt (Hatemi et al., 2011).

        Solche Studien lassen vermuten, dass eine große Zahl verschiedener Gene politische Orientierungen beeinflussen und dass die bei der Meinungsbildung beteiligten genetischen Prozesse hoch komplex sind.

        Konservative Einstellungen variieren mit der Größe und Aktivität bestimmter Hirnareale (siehe Jost & Amodio, 2012, für einen Überblick). Konservative Personen haben einen kleineren Anterioren Cingulären Cortex (ACC) und rechtsseitig ein größeres Amygdala-Volumen.

        Die Amygdala ist für das Erkennen potenzieller Gefahren verantwortlich, der ACC ist für Impulskontrolle und Verarbeitung von Emotionen verantwortlich.

        Im Einklang mit diesen Größenunterschieden in bestimmten Hirnarealen stehen die Befunde zur Aktivität der Hirnzellen und Nervenbahnen in den jeweiligen Arealen.

        Rechtsorientierte Personen zeigen eine schnellere Reaktion (gemessen mit dem Augenzwinker-Reflex) in Folge von Bedrohungen.

        Bedrohungssensitivität geht wiederum mit einer stärkeren Aktivität in der Amygdala einher.

        Darüber hinaus weisen linksorientierte Personen mehr Aktivität im ACC auf, was mit einer größeren Aufgeschlossenheit gegenüber neuen und unerwarteten Erfahrungen einhergeht.

        Eine größere Befürwortung egalitärer Werte und weniger autoritär konservatives Verhalten scheinen also mit weniger Bedrohungssensitivität und mehr Flexibilität im Denken und Handeln einherzugehen.

        Die Tendenz neuen Erfahrungen gegenüber offen zu sein (d.h. geringere Bedrohungssensitivität) und die gewonnenen Informationen akkurat zu integrieren und gegebenenfalls vorherrschende Überzeugungen anzupassen oder zu verändern (d.h. kognitive Flexibilität) ist auch bekannt als [ Offenheit für Erfahrungen], eine Persönlichkeitseigenschaft, welche das Bedürfnis nach Vielfalt, Neuartigkeit, Veränderungen und Kultiviertheit reflektiert.

        Die Vermutung liegt daher nahe, dass Basiseigenschaften der eigenen [ Persönlichkeit] unsere Einstellungen beeinflussen und als weiteres Bindeglied zwischen Genen und politischen Einstellungen vermitteln.

        Jedoch kann nicht der gesamte genetische Beitrag an politischen Einstellungen durch Persönlichkeitseigenschaften erklärt werden (Kandler et al., 2012). Andere individuelle Attribute, die ebenfalls eine starke genetische Basis aufweisen, könnten ebenfalls einen Teil des genetischen Beitrags zu politischen Orientierungen erklären.

        [ Intelligenz] hängt zum Beispiel mit der politischen Links-Rechts-Orientierung sowohl auf individueller als auch auf nationaler Ebene zusammen (Stankov, 2009). Eine interessante Längsschnittstudie konnte zeigen, dass höhere Intelligenz in der Kindheit links-liberale und antitraditionelle Einstellungen im Erwachsenenalter vorhersagt (Deary, Batty, & Gale, 2008).

        Unterschiede zwischen Menschen in Intelligenz sind hoch stabil und substantiell genetisch beeinflusst (Riemann & Spinath, 2005). Insofern ist anzunehmen, dass Intelligenz ebenfalls zur Vermittlung genetischer Einflüsse auf zwischenmenschliche Unterschiede in politischen Einstellungen beiträgt.

        • gapbetweenus@feddit.de
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          5 months ago

          Es gibt auch Studien, die implizieren, dass Genetik einen Einfluss auf die politische Orientierung haben kann

          Da wäre ich sehr vorsichtig damit. Sehr schwer zwischen Korrelation und Kausalität zu unterscheiden, wenn die Mechanismen nicht bekannt sind. Und davon zu verstehen wie höhere Hirnfunktionen arbeiten, die für so was wie politische Ansichten verantwortlich sind, sind wir noch recht weit entfernt.

          • Random_German_Name@feddit.de
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            5 months ago

            Ja, das Gebiet ist ein Minenfeld. Sowas kann schnell in die Eugenik abrutschen, aber ich finde es halt interessant zu verstehen, wie sich Werte bilden, aus denen dann politische Meinungen entstehen.

            • gapbetweenus@feddit.de
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              5 months ago

              Ich würde sagen es ist sicherlich ein komplexer Prozess, bei dem es unwahrscheinlich ist das nur eine Variable ausschlaggebend ist.

    • notepass@feddit.de
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      5 months ago

      Die Sachen werden dir auch nach Geschlecht vorgeschlagen. Ich schaue mir viele Technische Videos auf YT an, wodurch sich der Algorythmus recht sicher ist, dass ich Männlich bin.

      Dadurch landen bei mir im Shorts feed des öfteren mal hart rechte Sachen wie Andrew Tate und AfD Propaganda. Obwohl ich mit dem kram nix zu tun hab. Witzigerweise oftmals nach “Nazis raus” videos.

      Dadurch wirst du direkt mal in eine Richtung gesendet. Und die ist halt echt nicht ohne. Oftmals wird dort die Linke Seite als komplett Männerfeindlich runtergezogen. Es werden clips von Frauen mit extrem sexistischen ansichten gezeigt und dann wird darauf halt “reagiert”. Und dann wird dir danach gesagt “Komm zu uns, bei uns bist du was wert”. Das ist RICHTIG gut funktionierende Propaganda, wenn du halt noch recht frisch irgendwo bist.

      Leider kann die linke Seite aktuell diesen Trieb etwas verstärken, da in den Staaten wohl der “Gender War” ausgebrochen ist, welcher sich jetzt natürlich schön übers ganze internet verbreitet. Die (teilweise leider normalisierten) Beleidigungen in beide Richtungen zeigen jetzt nicht grade ein Geschlossenes Bild nach außen, sondern eher innere Grabenkämpfe. Und davon können die Rechten richtig schön profitieren. Denn da ein paar Ecken raussuchen und wie oben geschrieben darauf “reagieren” kann ohne große Arbeit die Männer locker nach rechts ziehen.

      • flora_explora@beehaw.org
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        5 months ago

        Hm, meiner Erfahrung nach ist ja auch die linke Szene voller Macker und sexistischen Typen. Frage mich, was die dann so angezeigt bekommen?

        Verstehe deinen letzten Absatz nicht so, welche inneren Grabenkämpfe meinst du? Spielst du auf Terfs an, die trans Menschen ihre Rechte aberkennen? Hm, die würde ich aber auch weder als feministisch noch als links, sondern als konservativ/rechts verstehen. Ich sehe aber, inwiefern die Rechten und ihr toxisches Männlichkeitsbild davon profitieren. Und was meinst du genau mit gender wars?

        (Und zu dem Algorithmen: Mir werden keine angezeigt, aber fänds krass wenn ich in Ruhe den 37C3 schauen will, wo ja auch viele linke Inhalte dabei sind, und mir dann plötzlich rechte Videos angezeigt würden :O )

        • notepass@feddit.de
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          5 months ago

          ?

          Natürlcih spielt das eine Rolle, aber der Algorythmus serviert dir halt den Dreck. Natürlich ist der mit Schuld. Der Rechte Müll sollte generell nicht gepusht werden. Anstelle davon werden Mänbner als Zielgruppe für diese Art von content gesehen und der Kram wird, selbst bei Linker ausrichtung, dort hin gepusht. Fast nichts hat einen “single root of evil”. Das hier auch nicht.